Zur Geschichte des historischen Ortes
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Im Sommer 1945 errichteten die vier Siegermächte an der Autobahn Berlin-Hannover den Alliierten Kontrollpunkt Marienborn-Helmstedt. Hier verlief die Demarkationslinie zwischen britischer und sowjetischer Besatzungszone, die sich ab 1949 zur Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR verfestigte. Für die alliierten Militärs stellte die Strecke nach West-Berlin bis zum Ende der Teilung Deutschlands und Berlins 1990 die einzige Straßenverbindung in ihre Berliner Sektoren dar. Während des Kalten Krieges war die Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn daher der wichtigste Kontrollpunkt zwischen Ost und West.
Nach der Gründung beider deutscher Staaten übernahm die DDR 1950 das Kommando über alle Grenzübergangsstellen und die Abwicklung des Reise- und Güterverkehrs an der sogenannten Staatsgrenze West. Die Kontrolle von alliierten Militärtransporten blieb stets in den Händen der Alliierten.
Da das Verkehrsaufkommen stetig wuchs, wurde Anfang der 1970er Jahre ein neues Kontrollareal gebaut. Die Grenzübergangsstelle Marienborn diente vor allem zur Abfertigung der Transitreisenden und des Güterverkehrs auf dem Weg von der Bundesrepublik nach West-Berlin und umgekehrt.
Von Mitte der 1970er Jahre bis zum Ende der Grenzübergangsstelle im Sommer 1990 waren etwa 1.000 Mitarbeitende im Dreischichtsystem mit den Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen befasst:
Rund 550 Passkontrolleure des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) für das Überprüfen der Reisedokumente und die permanente Fahndung nach „feindlich-negativen“ Kräften, 280 Zollkontrolleure für das Einhalten der Einfuhrbestimmungen sowie rund 120 Soldaten der Grenztruppen zum Verhindern von Fluchtversuchen aus der DDR.
Darüber hinaus gab es zahlreiche zivile Beschäftigte wie die Kassiererinnen in der Wechselstube der DDR-Staatsbank, die Mitarbeiter des Reisebüros im Servicegebäude oder das medizinische Personal in der Station des Roten Kreuzes.
Ab Mitte der 1980er Jahre passierten fast 12 Millionen Reisende pro Jahr die GÜSt Marienborn. Hauptsächlich waren dies Bundesbürger und Reisende aus Westeuropa. Die restriktive Reisepolitik der DDR für den Besuch von Ländern außerhalb des kommunistischen Herrschaftsbereichs verwehrte einem Großteil der Menschen in der DDR, das westliche Ausland zu bereisen. Erst im Zuge der Friedlichen Revolution 1989 konnten sie die Grenzübergangsstelle Marienborn in Richtung Helmstedt passieren.
Mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion von Bundesrepublik und DDR am 1. Juli 1990 fielen die seit der Grenzöffnung am 9. November 1989 nur noch formal durchgeführten Kontrollen endgültig weg.